Mein Käfer.

Es war schon länger mein Wunsch einen Oldtimer zu kaufen und besitzen. Wie es wahrscheinlich vielen geht, will man sich dann nicht mit einem Nullachtfünfzehnauto zufrieden geben sondern am liebsten direkt einen Porsche 911 als F- oder G-Modell oder einen Jaguar E-Type besitzen. Diese sehen wunderschön aus, haben Wert und schön Pferdestärken unter der Motorhaube. Vielleicht hat man gespart und man könnte sich so ein Auto auch in der Anschaffung leisten, aber damit ist es nicht getan. Der Unterhalt eines solchen Fahrzeugs ist teuer. Versicherung und Steuer sind vielleicht noch im Rahmen, aber an solch alten Autos geht immer mal was kaputt, bzw. das gekaufte Auto hat schon von Beginn an Mängel, die behoben werden müssen. Und da fängt es auch schon an teuer zu werden. Und das erst recht, wenn man wie ich als Laie ohne Vorkenntnisse (z.B. ohne Mechaniker-/Mechatroniker-Ausbildung oder sonstige Schraubererfahrung) hat. Die Ersatzteile sind teuer und zum Teil schwer zu bekommen. Die Schrauberarbeiten können je nach Komplexität nur von Fachpersonal durchgeführt werden und die lassen sich das natürlich gut bezahlen. Auch die Pflege will gewusst sein: Ventilspieleinstellung hier, Ölwechselintervalle da. Eine Vielzahl von Dingen müssen beachtet werden um am Ende Spaß mit seinem Oldtimer zu haben, z.B. auch so "Kleinigkeiten" wie eine Garage. 

Aber irgendwie hat jeder mal klein angefangen oder? Viele Schrauber und Oldtimerbesitzer haben keine Vorkenntnisse oder Ausbildungen in diesem Bereich erfahren und kennen sich trotzdem aus. Ich habe mich dazu entschieden klein anzufangen. Sollte ich am Ende doch die Lust verlieren oder mein Projekt nicht hinbekommen, habe ich zwar Geld versenkt, aber eine Menge, die leichter zu akzeptieren ist als vielleicht alles was man gespart hatte. Ich kam also zu den Fragen, welchen Oldtimer möchte ich kaufen, restaurieren und besitzen? Welchen Zustand soll der Oldtimer haben? Wie möchte ich den Oldtimer restaurieren? Die Antworten entwickelten sich nicht an einem Tag, ich hatte mir viele verschiedene Autos immer mal wieder angeschaut. Wenn mir Oldtimer auf der Straße entgegengekommen sind, wenn ich einen Oldtimer in einer Zeitschrift gesehen habe, wenn im Fernsehen ein Oldtimer gezeigt wurde. Ich entwickelte für mich Kriterien nach denen ich meinen Oldtimer aussuchen wollte. Am Ende hießen diese:

  • Der Oldtimer sollte mir persönlich in der Form gefallen.
  • Der Oldtimer sollte in einem vernünftigen Preisrahmen sein.
  • Die Ersatzteillage sollte gut sein und entsprechend dem Autowert im Rahmen.
  • Der Oldtimer sollte simpel sein, d.h. unter anderem keine komplizierten Elektronikspielereien und keinen komplexen Motor.
  • Der Oldtimer sollte eine außergewöhnliche Farbe haben (also kein weiß, oder schwarz).
  • Der Oldtimer sollte so Original wie möglich erhalten sein, d.h. Originalmotor, Originalfahrgestell, Originalfarbe bzw. Farbton
  • Der Oldtimer sollte solide erhalten sein. Am liebsten ohne Durchrostungen, Motor gut laufend ohne diesen im ersten Restaurationsschritt überholen zu müssen. Der Wagen sollte ehrlich und unverbastelt da stehen.
  • Der Oldtimer sollte mein Herz erobern.

Außerdem hatte ich für mich das Kriterium gesetzt , wie ich meinen Oldtimer nach dem Kauf restaurieren und in welchem Zustand bzw. Gesamtbild ich ihn erhalten möchte. Dies klingt einfach und normal, ist aber auch nicht selbstverständlich: Ich möchte meinen Oldtimer so Original wie möglich restaurieren und so viel Patina wie möglich erhalten, auch wenn das heißt, dass ein Farbunterschied zu Neulackierungen entsteht.

Ich suchte also unter einigen Oldtimern und kam am Ende zu dem Entschluss einen VW Käfer als mein erstes Auto und auch Oldtimer zu kaufen. Da ich jetzt wusste was ich für ein Auto wollte musste ich mich über den Käfer informieren. Durch die lange Bauzeit gab es immer wieder Veränderungen, die mir besser oder schlechter gefallen haben, oder die technisch gut bzw. schlecht waren. Außerdem hat jedes Auto Schwachstellen über die man sich informieren sollte. Beim Käfer sind das zum Beispiel Durchrostungen im hinteren Radkasten. Welches Modell will ich also? Dazu schaute ich mir viele Inserate von Käfern im Internet an. So lernte ich neben den Preise auch die Unterscheidungen kennen. Einige davon sind zum Beispiel die Rücklichter, oder das Armaturenbrett. Bei letzterem durfte es z.B. nur das erste (aus Metall im Rahmen) oder das zweite (Plastikaufsatz auf dem Rahmen aber gleiches Design wie im Metall) Armaturenbrett sein. Somit vielen neuere Modelle komplett raus. Nach einigem Suchen stieß ich dann auf das Inserat meines Käfers, für den ich diese Website erstellt habe. Der inserierte Text klang authentisch, die Bilder zeigten einen (für meine Laienaugen) ehrlichen Wagen, mit einer außergewöhnlichen Farbe, kaum gefahrenen Kilometern, sehr gut aussehenden Motor, vor mir vier Besitzer, davon eine ältere Dame mehr als 30 Jahre, und übereinstimmenden Matchingcodes (Motornr. und Fahrgestellnr.). Es war jedoch auch klar das der Wagen eine gewisse Arbeit benötigte, damit er da steht wie ich mir meinen Oldtimer vorstelle. Hinterher gesehen (und das muss man sich eingestehen, aber man lernt auch daraus) etwas blauäugig und einen Ticken zu euphorisch habe ich mir den Wagen dann gekauft. Die Abholung war ein anstrengender Tag, ca. 950 km mit einem Auto + Anhänger von Köln nach Sülfeld (nahe Hamburg) und zurück. Da ich keinen Wagen mit Anhängerkupplung, der diese Last ziehen kann, besitze, sowie keinen Anhänger und auch keinen Führerschein der mir erlaubt dieses Gewicht zu ziehen, fuhr mein Vater mit mir diese Strecke, dem ich dafür hier nochmals danken möchte. Nun stand der Wagen also in meiner Garage. 

 

Ein VW Käfer 1200L "Fischgrat" mit 34 PS gebaut 1974 in Lofotengrün (L 61 H).

Motorcode: D1262098

Fahrgestellnummer: 1142770013

Typ: 226-0077

Schlüsselnummer: 0600 310053 9

Vergaser: Solex 30PICT-3

 

Natürlich wollte ich sofort anfangen, weil ich ihn so schnell wie möglich auf die Straße bringen wollte, da der Käfer auch keinen TÜV mehr hatte. Blöd war die Jahreszeit meines Kaufs, da es Ende November war und somit auch nicht das schönste Wetter zum Schrauben. Ich habe mich davon nicht abhalten lassen, auch wenn man sich dicker anziehen musste und fing an mir den Wagen im Detail anzugucken. Hilfe bekam ich von Anfang an von meinem Nachbarn, der wesentlich mehr Erfahrung in Sachen Schrauben hat als ich, mich immer beim Schrauben unterstützt und mir Werkzeuge leiht wenn ich diese (noch) nicht habe. Auch hier muss ich einen großen Dank loswerden. Die ersten Bilder, positive wie negative Überraschungen und der weitere Verlauf meiner Restaurierung sowie das Lebens meines Käfers findet Ihr unter Galerie. und MeinBlog. immer mal wieder aktualisiert.

 

Die Wertentwicklung meines VW Käfers 1200L aus 1974:

Jahr Note 1 Note 2 Note 3 Note 4 Note 5
2011 6.700€ 4.600€ 2.900€ 1.500€ 500€
2012 11.000€ 6.900€ 3.500€ 1.500€ 500€
2013  11.000€ 6.900€ 3.500€ 1.500€ 500€
2014          
2015 12.200€ 7.500€ 4.000€ 1.600€ 600€
2016 13.300€ 8.200€ 4.400€ 1.800€ 700€
2017 11.000€ 7.700€ 4.400€ 2.300€ 900€
2018 11.000€ 7.700€ 4.400€ 2.300€ 900€
2019 12.100€ 8.400€ 4.700€ 2.500€ 1.100€

Die Angaben sind aus dem Oldtimer Markt Sonderheft "Preisliste". Die dort erhobenen Daten wurden mit Classic Data erarbeitet.